Beatrice Rana

Die Bedeutung von Kunst im Allgemeinen und klassischer Musik im Speziellen, sagte die italienische Pianistin Beatrice Rana einmal in einem persönlichen Gespräch, sei weitaus größer, als viele Menschen es glauben würden. »Gerade klassische Musik wird ja gerne als etwas Altes, beinahe Totes empfunden, aber das ist komplett falsch. Denn der Grund, warum wir diese Musik noch heute spielen, sei es im Orchester, mit einem Streichquartett oder am Konzertflügel, ist für mich der, dass Musik außerordentlich viel zu sagen hat, über den reinen Klang hinaus. Diese Musik erzählt vom Leben.«

In ihrem eigenen Leben spielt sie früh eine dominierende Rolle. Beide Eltern sind Pianisten; das Haus ist voll mit Klängen von Bach, Mozart, Schubert, Schumann, Brahms, Ravel und Strawinsky. In ihrer Wiege liegen also die für eine Pianisten-Laufbahn günstigen Gaben, und schnell wird klar, dass hier ein besonderes Talent heranwächst. Schon mit neun Jahren spielt Beatrice Rana erstmals ein Klavierkonzert von Johann Sebastian Bach, und von da an ist klar, wohin die Reise führen soll – nach Arkadien.

Zunächst aber geht Beatrice Rana nach Hannover an die Musikhochschule, in die Klavierklasse von Arie Vardi. Temperament und die nötige Technik bringt sie hinreichend mit, jetzt geht es darum, den roh-schönen Diamanten zu schleifen. Vardi macht seine hochbegabte Schülerin fit für jene Leistungsschauen, bei denen es nicht nur um Virtuosität und Ausstrahlung geht, sondern vor allem auch darum, wer die besten Nerven hat. Beatrice Rana, das zeigt sich nicht nur einmal, hat sie. Und heimst mehrere erste Preise bei internationalen Wettbewerben ein, unter anderem bei der Montréal International Competition. Fast noch mehr zählt jener zweite Preis, den sie im Juni 2013 beim renommierten Van Cliburn Wettbewerb gewinnt. Nun stehen ihr alle Türen offen.

Beatrice Rana vergisst dabei aber nicht, weiter an sich zu arbeiten. Es ist zumal diese Seriosität, die ihr Spiel über die reine Brillanz hinaus auszeichnet. Eine Tiefe ist darin, die, wenn man so will, dem Leben entlauscht ist, den Krisen, die es mit sich bringen kann. Das Credo von Beatrice Rana passt dazu: Für sie ist klassische Musik weit mehr als Unterhaltung – sie ist Kunst. Und diese Kunst braucht einen Rezipienten, eine Rezipientin, die ihrer Sprache kundig ist. Menschen, sagt Beatrice Rana, würden die Musik mehr schätzen, wenn sie die Grammatik und Semantik dieser »Sprache« besser kennen würden. Und das ist für sie der zentrale Punkt: »Die musikalische Erziehung muss verbessert werden, damit Menschen, seien sie jung oder alt, in den Genuss klassischer Musik kommen können. Und ich meine damit nicht nur die musikalische Erziehung in den Schulen, die es Kindern ermöglicht, in Berührung mit klassischer Musik zu kommen, sondern auch musikalische Erziehung in dem Sinn, dass es Menschen ermöglicht wird, zu Konzerten gehen zu können. Und dass sie stolz darauf sind, das zu tun. Dass sie eben nicht denken, dass das etwas Totes ist, was sie da hören. Oder nur virtuoses Kunstgewerbe ohne ästhetische Kategorien.« Wenn sie nun beim Klavier-Festival Ruhr gemeinsam mit dem Flötisten Emanuel Pahud auf die Bühne tritt, wird das Publikum vermutlich schon nach wenigen Tönen verstehen, was es damit auf sich hat.

Jürgen Otten

 

17
Mo
Montag, 17. Juni 2024 | 20:00 Uhr
Bochum  Anneliese Brost Musikforum Ruhr

€ 55 | 50 | 45 | 35 | 25

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