mit dem Programm meiner 28. und letzten Spielzeit, die ich als Intendant des Klavier-Festivals Ruhr gestalten durfte, will ich vor allem Ihnen, unserem verehrten Publikum, herzlich danken – für Ihre Treue und für Ihren begeisterten Applaus, mit dem Sie gerade auch unsere jungen Pianisten willkommen geheißen haben. Aber ich will mich auch bei all jenen bedanken, die mich und mein Team in die Lage versetzt haben, das Klavier-Festival Ruhr in fast drei Jahrzehnten zu seinem heutigen weltweiten Ruf zu entwickeln – dem Initiativkreis Ruhr, unseren loyalen Sponsoren, unseren großherzigen Donatoren, all´ unseren Partnern und nicht zuletzt unseren Künstlern, die unser künstlerisches Profil oft schon seit meinem ersten Festival im Jahr 1996 prägen. Und natürlich auch bei all´ jenen Pianisten, die seitdem neu hinzugekommen sind. Besonders glücklich bin ich, dass es – mit langem Atem – gelungen ist, seit 2006 ein überaus nachhaltiges und inzwischen mehrfach preisgekröntes Education-Programm zu entwickeln und zu etablieren, das benachteiligten Kindern durch Musik eine bessere Entwicklung bietet – z.B. in Duisburg-Marxloh, in Bochum und im nördlichen Ruhrgebiet. Dass wir z.B. in Duisburg-Marxloh inzwischen jährlich über 1.000 Workshops anbieten können, in unserer Little Piano School seit nunmehr 15 Jahren drei- bis sechsjährige Kinder in über 50 Gruppen zweimal wöchentlich neugierig auf die Welt der Musik machen und so die Kraft der Musik dort wirken kann, wo sie am nötigsten gebraucht wird, dies macht mich zutiefst dankbar. Ich weiß, dass ich damit auch eine Vision Alfred Herrhausens, eines der Gründerväter des Initiativkreises Ruhr, ganz konkret umsetzen konnte.
Aus all´ diesen Gründen soll meine Abschiedsspielzeit eine ganz besondere werden und Ihnen ein Programm bieten, das uns den ganzen Reichtum der Klaviermusik eindrucksvoll vor Augen führt.
Unser diesjähriges Programm stützt sich auf historische Konstellationen, die sich in drei Jahreszahlen manifestieren: 2023, 1923 und 1823.
Das Jahr 2023 steht dabei zum einen für die Fortsetzung der im letzten Jahr begonnenen „Lebenslinien“, mit denen wir die freundschaftliche Verbundenheit unserer Künstler feiern, die es uns ermöglicht hat, die großen Pianisten unserer Zeit in weltweit einmaliger Intensität zu uns einladen zu können. So werden 2023 z.B. Martha Argerich zum 30. Mal, Grigory Sokolov zum 25. Mal, András Schiff zum 24. Mal, Hélène Grimaud und Arcadi Volodos zum je 18. Mal bei uns sein und nicht zuletzt die große Geigerin Anne-Sophie Mutter zum 15. Mal, der ich in der Philharmonie Essen zum letzten Mal den Preis des Klavier-Festivals Ruhr überreichen darf.
Auch zahlreiche Künstler aus der jüngeren Generation sind uns treue Freunde geworden: So ist Igor Levit seit seinem Debüt 2011 alljährlich, zum Teil mit mehreren Konzerten, zum Festival zurückgekehrt – nun zum 18. und 19. Mal, solo und zum exklusiven ersten gemeinsamen Auftritt mit Jazzlegende Fred Hersch im Anneliese Brost Musikforum Ruhr. Auch Jan Lisiecki durften wir seit seinem Debüt 2015 bei jedem Festival teilweise mehrmals erleben, und so begrüßen wir ihn in der Historischen Stadthalle Wuppertal bereits zum 16. Mal. Dort wird er mit seiner Duopartnerin Julia Fischer aufteten – zuvor konzertiert er bereits im Konzerthaus Dortmund gemeinsam mit dem Kammerorchester Basel. Zwei ganz besondere junge Künstler begleiten uns bereits seit ihren frühen Anfängen und setzen sich seit Jahren äußerst engagiert für unser Education-Programm ein: Fabian Müller, den wir bereits zum 28. Mal einladen konnten, und Lorenzo Soulès, dessen 20. Festivalauftritt wir beim Liederabend mit Tenor Christoph Prégardien in Essen-Werden feiern.
In der JazzLine dürfen wir uns auf Till Brönner freuen, der mit „My Piano Friends“ im Festspielhaus Recklinghausen bereits zum 11. Mal zu uns zurückkehrt. Zum 9. Mal ist Frank Chastenier bei uns, dieses Mal bei unserem Akzent „1923“ mit einem exklusiven Programm mit Songs und Jazzkompositionen aus diesem Jahr. Nach Oberhausen kommt das Gerald Clayton Trio, in Wuppertal dürfen wir uns auf Götz Alsmann freuen, der exklusiv für uns ein Programm mit Beatles-Songs zusammengestellt hat, und auf Zollverein kehrt Fred Hersch mit seinem Trio zu uns zurück. Und mit Chilly Gonzales und Helge Schneider – Letzterer in der Lichtburg mit Live-Improvisationen zu Charlie Chaplins Stummfilmklassiker „The Kid“ – kehren zudem zwei Künstler zu uns zurück, die unseren Spielplan auf eine mir sehr wichtige Weise bereichern.
Ganz aktuell werden 2023 drei Uraufführungen erklingen: Für András Schiff schreibt Luca Lombardi ein Solowerk „Novembernacht“, das innerhalb eines beziehungsreichen Programms mit Werken von Karl Amadeus Hartmann und Leoš Janáček erstmals zu hören sein wird. In unserem Abschlusskonzert werden wir das neue Klavierkonzert von Philip Glass aus der Taufe heben, mit Maki Namekawa, Dennis Russell Davies und dem MDR-Sinfonieorchester. Sarah Maria Sun wiederum wird mit einer späten Uraufführung von bislang unveröffentlichten Liedern von György Ligeti einen besonderen Akzent setzen, denn im Jahr 2023 wollen wir auch den 100. Geburtstag des großen ungarischen Komponisten feiern – u.a. mit seinen großartigen Klavierzyklen „Musica ricercata“ und „Études“ sowie mit seinem späten Klavierkonzert in einem moderierten Gesprächskonzert u.a. mit keinem Geringeren als Pierre Laurent Aimard, der zum 36. Mal bis uns sein wird, und Lorenzo Soulès. Auch die Schüler und Schülerinnen aus Duisburg-Marxloh beschäftigen sich in diesem Schuljahr tanzend und musizierend mit dem vielfältigen Werk György Ligetis. In zwei Präsentationen unseres Education-Programms stellen sie die Ergebnisse ihrer Arbeit vor.
Das Jahr 1923 wiederum steht für ein historisches Ereignis, das die Menschen im Ruhrgebiet zutiefst erschüttert hat, nämlich die sogenannte „Ruhrbesetzung“ durch belgisch-französische Truppen, die in ausbleibenden Reparationszahlungen nach dem Ersten Weltkrieg ihre Ursache hatte.
Die damalige Not war immens, die Geldentwertung nahm unfassbare Ausmaße an und zugleich wurden in der musikalischen Welt Experimente gewagt und Aufbrüche geprobt, die bis heute faszinieren. In unserem von Tobias Bleek kuratierten Festival-Akzent „1923 – Musik im Zeitalter der Extreme“ können Sie in Gesprächskonzerten, Vorträgen und Museumsführungen, die wir in Kooperation mit dem Ruhr Museum und dem Museum Folkwang anbieten, tief in diese gerade für die Menschen in unserer Region faszinierende Zeit vor hundert Jahren eintauchen. Zudem erscheint hierzu im Bärenreiter-Verlag das von Tobias Bleek verfasste Buch „Im Taumel der Zwanziger – Musik in einem Jahr der Extreme“.
Und schließlich richten wir den Blick zweihundert Jahre zurück in das Jahr 1823, als Franz Schubert einige seiner schönsten Kompositionen verfasste. Ihm und diesem Jahr widmen wir einen weiteren Akzent des Klavier-Festivals Ruhr 2023. Jos van Immerseel spielt in seinem Rezital in Bottrop ausschließlich Werke Schuberts, die auf’s Jahr genau vor 200 Jahren entstanden sind. Aber auch Künstler wie Janina Fialkowska, Lauma Skride, Fabian Müller, Yaara Tal und Andreas Groethuysen oder Elisabeth Leonskaja haben ihre Konzertprogramme um die Werke dieses mir zugegebenermaßen besonders nahen Romantikers gruppiert. Schon bei unserem Eröffnungskonzert in der Philharmonie Essen spielt Joseph Moog mit dem Orchester Anima Eterna Brugge u.a. Schuberts „Wandererfantasie“ in der faszinierenden Bearbeitung für Klavier und Orchester von Franz Liszt. Das auf Instrumenten der damaligen Zeit spielende Orchester unter der Leitung von Jos van Immerseel ist zudem mit Auszügen aus Schuberts Schauspielmusik zu „Rosamunde“ – ebenfalls aus dem Jahr 1823 – zu hören. Und natürlich spielt Schuberts außerordentliches Liedschaffen die ihm gebührende Rolle in den Liederabenden von Graham Johnson (der zum 53. und 54. Mal bei uns ist!) und Sophie Rennert, Christoph Prégardien und Lorenzo Soulès sowie Matthias Goerne und Markus Hinterhäuser.
Schon im März laden wir – gewissermaßen als „Präludium“ – zu einer veritablen musikalischen Zeitreise durch fünf Jahrhunderte Klaviermusik ein, die der entdeckungsfreudige Kit Armstrong für uns konzipiert hat. In fünf Konzerten im Anneliese Brost Musikforum Ruhr in Bochum interpretiert er Klaviermusik aus jeweils einem der Jahrhunderte von 1520 bis 2020. Der junge amerikanische Pianist ist zugleich ein großartiger Musikforscher und -vermittler und so dürfen wir uns bei dieser außergewöhnlichen Konzertreihe auf viele Überraschungen freuen. Ob wir im Oktober und November noch zu einem „Postludium“ einladen werden – darüber denke ich noch nach.
Schließlich werden mit unseren traditionellen Weihnachtskonzerten auf Schloss Gartrop – dieses Mal mit der wunderbaren Elena Bashkirova – dann die definitiv letzten Konzerte, die ich für das Klavier-Festival Ruhr 2023 geplant habe, verklingen.
Am Beginn meines diesjährigen Vorworts steht mein Dank an die Ermöglicher unserer Arbeit. Schließen will ich mit dem Dank an jene, die diese Arbeit leisten, nämlich an mein hochgeschätztes Team – allen voran an unsere Künstlerische Direktorin Birgit Glasow-Carl, unseren Kaufmännischen Direktor Marco Ligmann, an den Leiter unserer Education-Projekte Prof. Dr. Tobias Bleek und an jeden Einzelnen meiner hochmotivierten Mitarbeiter. In vielen Reden habe ich es immer wieder betont: Dies war und ist kein Solo für den Intendanten. Es war echtes Team-Work und dafür bin ich zutiefst dankbar! Und zuversichtlich, denn künftig wird dieses Team von Katrin Zagrosek geführt. Sie wurde dank der Weitsicht unseres Strategieausschusses schon im Frühjahr 2022 gekürt und sie kommt bereits im kommenden Frühjahr zu uns an Bord. Somit bin ich mir sicher: Der Erfolgsweg des Klavier-Festivals Ruhr wird auch nach dem 1. Januar 2024 fortgesetzt werden. Deshalb: Bleiben Sie dem Klavier-Festival Ruhr bitte auch künftig treu, denn dafür gibt es schon heute viele gute Gründe!
Sehr herzlich,
Gerne schicken wir Ihnen regelmäßig Informationen über unsere Konzerte, besondere Angebote oder Gewinnspiele!
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