Chilly Gonzales – geboren 1972 in Montreal als Jason Charles Beck – gilt als einer der originellsten Grenzgänger der Gegenwartsmusik. Der in Köln lebende Pianist, Komponist, Rapper und Produzent bewegt sich virtuos zwischen Klassik, Pop und Elektronik und verbindet technische Meisterschaft mit Humor, Tiefgang und charismatischer Bühnenpräsenz.
In seinem Album „Gonzo“ (2024) kehrt Gonzales nach Jahren instrumentaler Fokussierung zur Sprache zurück. Nach der introspektiven Solo Piano-Trilogie und Projekten mit Künstlern wie Feist, Peaches oder Boys Noize richtet er den Blick nach innen – und zugleich auf die Widersprüche des modernen Musikbetriebs. „Gonzo“ reflektiert über Authentizität, Kommerz und Kunstethik, mal als selbstironische Beichte, mal als gesellschaftlicher Kommentar. Songs wie „Neoclassical Massacre“ oder „Fck Wagner“* verbinden beißenden Witz mit philosophischer Tiefe, während Instrumentalstücke wie „Fidelio“ oder „Eau de Cologne“ an die lyrische Klangsprache seiner Klavierwerke anknüpfen.
Zentral bleibt das Klavier – sein kreativer Ursprung und emotionaler Resonanzraum. Gonzales’ Spiel ist geprägt von klassischer Disziplin, jazziger Freiheit und popmusikalischer Direktheit. Genau diese Mischung macht ihn zu einem willkommenen Gast beim Klavier-Festival Ruhr, wo er seit Jahren mit seinen genreübergreifenden Programmen begeistert. Ob als ironischer Entertainer, poetischer Erzähler oder feinfühliger Pianist – Gonzales überschreitet Grenzen, ohne sie zu negieren, und führt das Publikum zugleich zum Lachen, Staunen und Nachdenken.