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Mozart-Expedition

Kit Armstrong liebt gutes Essen, und er bereitet es gern selber zu. Während der Pandemie filmte er sich beim Kochen, es gab ein Nudelgericht, für das er den Teig eigenhändig knetete. Den Knoblauch hackte er in so schwindelerregender Schnelligkeit, dass einem angst wurde um die Pianistenfinger. Aber natürlich blieben sie unverletzt, denn Kit Armstrong konzentriert sich auf das, was er tut.

Die Kunst des Sich-Versenkens beherrscht der 1992 in Los Angeles geborene Künstler schon seit der Kindheit. Bei seinem ersten Fernsehauftritt im Alter von zehn Jahren spazierte er in die Letterman-Show und spielte – Millionen Menschen vor den Bildschirmen – ein selbst geschriebenes Werk. Keine Spur von Aufregung, wie er da am Flügel sitzt, sondern volles Im-Moment-Sein, während die kleinen Hände über die Tastatur sausen. Zu diesem Zeitpunkt studierte er bereits Komposition und Physik, Mathematik und Chemie kamen später hinzu. Seine acht Hühner, die er im Garten hielt, taufte er auf die Namen chemischer Elemente, darunter Kohlenstoff, Wasserstoff und Stickstoff.

Es gibt einige solcher kuriosen Details aus Armstrongs Leben, zum Beispiel, dass er schon mit neun Monaten zu sprechen und kurz darauf zu rechnen begann. Als er fünf war, schenkte ihm seine Mutter, eine aus Taiwan stammende Investmentbankerin, ein Keyboard gegen die Langeweile – the rest is history. Mit 13 Jahren nahm ihn der große Alfred Brendel unter seine Fittiche. In einem Dokumentarfilm sind die Unterrichtsstunden in Brendels Haus in London festgehalten: Da sieht man diesen schmalen, stillen Jungen mit einem selbstgebackenen Kuchen schüchtern durch die Tür treten. Wenn er dann am Flügel sitzt, verkörpert er die reinste Wachsamkeit: Brendel neben ihm singt und gestikuliert überschwänglich, der junge Kit saugt alles auf und setzt bereits beim ersten Versuch jedes Detail um – der Lehrer kann kaum fassen, dass es so etwas geben kann. „Dieser Junge ist die ungewöhnlichste musikalische Begabung, der ich je begegnet bin“, spätestens dieser Satz von Alfred Brendel öffnete die Schublade mit der Aufschrift „Wunderkind“, in der der junge Pianist sicher verstaut werden sollte. Aber Kit Armstrong sträubte sich. „Ich bin kein Anhänger des Kultes vom genialen Menschen“, hat er einmal gesagt. Der Manege des Vermarktungs-Zirkus blieb er fern, er trat zwar an ausgewählten Orten auf, ließ sich zum ein oder anderen Interview überreden, aber unterzeichnete keinen Labelvertrag. Stattdessen kaufte er im Alter von zwanzig Jahren eine Kirche in Nordfrankreich, Sainte-Thérèse in Hirson. Hier veranstaltet er seit 2012 Konzerte, produziert Videos und Aufnahmen vor der wunderschönen Kulisse des weißen Jugendstilbaus. Wenn er spielt, gibt er gerne kleine Einführungen, erzählt über Werke und Komponisten, analysiert die Musik.

Bei der Wahl seines Repertoires bewegt sich Kit Armstrong gerne außerhalb der gängigen Kategorien. Zwar spielt er Liszt, Beethoven und Chopin, tritt mit den großen Orchestern und berühmten Dirigenten auf. Aber Virtuosität allein interessiert ihn nicht, er hat ein Faible für vernachlässigte Werke. Auf seinem letzten Soloalbum beispielsweise widmete er sich den Anfängen der Tasteninstrumente und erweckte Musik von William Byrd und John Bull zu neuem Leben. Nach seinem Lieblingskomponisten gefragt, antwortet Kit Armstrong in einem Video des Wiener Konzerthauses:

„Das soll auf keinen Fall arrogant klingen, aber ich bin mein eigener Lieblingskomponist. Sonst könnte ich nicht komponieren. In dem Moment, wenn ich etwas zu Papier bringe, muss ich überzeugt sein, dass es kein anderer machen könnte (…) Die zweite Antwort, die nicht weniger wahr ist, wäre Mozart.“

Mozart also, das passt. Zu platt wäre es, Vergleiche zu ziehen wegen Vielfachbegabung und unfassbaren Lebenstempos. Aber wenn Armstrong Mozart spielt, fügt sich dennoch ein Puzzleteil ans andere. Nicht nur, dass die perlenden Läufe bei Armstrong so leicht und glitzernd klingen, wie man es sich schöner nicht wünschen könnte, auch die tiefe Fröhlichkeit in Mozarts Werken, die nachdenklichen Zwischentöne, das Grazile bringt er zum Klingen. Wie schön, dass Kit Armstrong sich 2024 beim Klavier-Festival Ruhr ausschließlich Mozart widmen wird. Es scheint, als würden sich Armstrong und Mozart an einem Ort treffen, der sich irgendwo außerhalb dieses Planeten befindet – und wir im Publikum dürfen der Begegnung staunend lauschen.

Marie König

Auf drei Mozart-Expeditionen begibt sich Kit Armstrong am 24. und 25. Mai in der Gebläsehalle im Landschaftspark Duisburg-Nord. Mit handverlesenen Musikerinnen und Musikern widmet er sich Duos, Trios und Quartetten, Klavierkonzerten und einer Reihe von Sonaten. Begleiten Sie Kit Armstrong bei allen drei Konzerten seiner lustvollen Erkundung von Mozarts Musik und sparen Sie 10 % vom Kartenpreis!

Mai '24

24
Fr
Freitag, 24. Mai 2024 | 20:00 Uhr
Duisburg  Landschaftspark Nord – Gebläsehalle

Mozart-Expedition I

€ 45 | 40 | 35 | 30 | 25

25
Sa
Samstag, 25. Mai 2024 | 17:00 Uhr
Duisburg  Landschaftspark Nord – Gebläsehalle

Mozart Expedition II

€ 45 | 40 | 35 | 30 | 25

25
Sa
Samstag, 25. Mai 2024 | 20:00 Uhr
Duisburg  Landschaftspark Nord – Gebläsehalle

Mozart Expedition III: Lange Nacht

€ 50 | 45 | 40 | 35 | 25

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