
Phantasiewelten
Ravels musikalische Märchenerzählung Ma mère l’oye („Mutter Gans“) stand 2011 im Zentrum eines Projekts mit Grundschüler*innen und den EmscherKids.
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Der französische Komponist Maurice Ravel war zeitlebens fasziniert von der phantastischen Welt der Kinder und verlor sich zuweilen in ihr. Er komponierte zu zahlreichen Märchen und Erzählungen für Kinder.
„Jedes Kind ist gewissermaßen ein Genie und jedes Genie gewissermaßen ein Kind.“
Der französische Komponist Maurice Ravel war zeitlebens fasziniert von der phantastischen Welt der Kinder und verlor sich zuweilen in ihr – bei großen Gesellschaften fand man ihn häufig spielend im Kinderzimmer, umringt von kleinen Jungen und Mädchen. Auch die Tochter eines mit dem französischen Komponisten befreundeten Ehepaars, erinnert sich: „Ravel erzählte mir wunderbare Geschichten. Ich setzte mich auf seinen Schoß und er begann, ohne jemals müde zu werden, mit seinem Es war einmal…“. 1908 begann Ravel mit der Komposition seiner vierhändigen Klaviersuite Ma mère l’oye (Meine Mutter Gans), die er eben jener Tochter seiner Freunde, der 9-jährigen Mimi Godebski, und deren Bruder Jean widmete. Der Titel seiner Komposition bezieht sich auf die Märchensammlung Contes de ma Mère l’Oye der französischen Schriftstellerin Marie Leprince de Beaumont, Comtesse d’Aulnoy. 1911 orchestrierte Ravel die fünf Klavierduette, die auf bekannten Märchen wie der Geschichte von der Schönen und dem Biest oder dem kleinen Däumling basieren.
Das erste Duett der Sammlung, „Pavane de la Belle au bois dormant“, bezieht sich auf die Geschichte des schlafenden Dornröschens und greift einen alten höfischen Schreittanz auf.
Die Geschichte des kleinen Däumlings (Petit Poucet) inspirierte Ravel zu einer Naturszene. Der kleine Däumling wandert durch einen Wald und streut Brotkrumen aus, in der Hoffnung, den Weg zurückzufinden. Doch überrascht stellt er fest, dass die Brotkrumen von Vögeln aufgepickt wurden. Die Bedrohlichkeit des Waldes und der umherirrende Däumling werden durch sich windende Reihen von Achtelnoten dargestellt. Zwischendrin erklingen leise verschiedene Vogelrufe, die den Däumling auf seinem Weg begleiten.
Während in „Petit Poucet“ die Einsamkeit im Vordergrund steht, geht es in „Les Entretiens de la Belle et la Bête“ um den Dialog zwischen der Schönen und dem Biest. Das Biest versucht die Schöne zu überzeugen, ihn zu heiraten. Nachdem das Mädchen zunächst erschrocken vor dem hässlichen Aussehen des Biests zurückweicht, lässt es sich nach und nach von dessen einfühlsamen Herz berühren und willigt schließlich ein, es zu heiraten. Belohnt wird ihre Liebe und Aufopferung durch die Verwandlung des Biests in einen Prinzen. In der Orchesterfassung des Werks wird das Tier durch ein im Kontrafagott erklingendes Motiv charakterisiert. Nach der Verwandlung, wunderschön durch ein Harfenglissando dargestellt, erklingt das Motiv des Biests dann zunächst in der Violine, anschließend im Violoncello.
Von ganz anderem Charakter ist „Laideronnette, impératrice des Pagodes“ (Laideronnette, Kaiserin der Pagoden). Celesta, Glockenspiel, Piccoloflöte und Tamtam entführen uns mit ihren pentatonischen Melodien in die chinesische Märchenwelt. Erzählt wird von der Badezeremonie der chinesischen Kaiserin, deren Bad musikalisch von auf Walnussschalen spielenden Zwergen begleitet wird.
Den Abschluss dieser musikalischen Märchensammlung bildet der Feengarten („Le jardin féerique„), einer von dem Komponisten frei gestaltete Fantasie über einen von Feen bewohnten Zaubergarten, der mit wogenden und glitzernden Klängen charakterisiert wird.
Auch Igor Strawinsky hat einige Klavierduos komponiert, die sich an Kinder richten, unter anderem die Three Easy Pieces, aus denen das Klavierduo Anthony und Joseph Paratore den Walzer spielen werden, und die Five Easy Pieces for Piano 4-Hands, die Strawinsky später orchestrierte und aus denen die „Espanola“ erklingen wird.
Gabriel Fauré widmete seine Dolly Suite der Tochter seiner langjährigen Freundin, Hélène Bardac, deren Spitzname Dolly war. Das bekannteste Stück dieser Sammlung, die sechs Klavierduette umfasst, ist „Berceuse„, das in der Fassung für Klavier zu vier Händen erklingen wird ebenso wie die orchestrierte Fassung von „Kitty-Valse„.
Claudia Eckes-Kohlrautz
Ravels musikalische Märchenerzählung Ma mère l’oye („Mutter Gans“) stand 2011 im Zentrum eines Projekts mit Grundschüler*innen und den EmscherKids.
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