Spontanes Improvisieren ist inzwischen das Markenzeichen der Pianistin Gabriela Montero. Was im Jazz gang und gäbe ist, war bis in die 30er-Jahre des letzten Jahrhunderts auch bei klassischen Klavierabenden durchaus üblich. Als Gabriela Montero daran anknüpfte, war die Klassikwelt durchaus verblüfft – mittlerweile sind die freien Improvisationen unbestrittener Höhepunkt von Monteros Konzerten. Beim Klavier-Festival Ruhr, zu dem sie bereits zum neunten Mal zurückkehrt, widmet sie sich nun einem der großen Themen unserer Zeit, das der Venezolanerin angesichts der Tragödie ihres Heimatlandes besonders am Herzen liegt: der Emigration. Sie spielt Werke von Musikern, die ihre Heimat verlassen mussten – und natürlich, sie improvisiert! Dafür hat sie sich Charlie Chaplins tragikomischen Stummfilm „The Immigrant“ von 1917 ausgewählt. Ein Mann kommt über den Atlantik und streift anfangs mittellos durch New York – ein filmisches Meisterwerk, voller Tiefsinn, Komik, Ironie. Das ideale Terrain für Gabriela Montero, die bei ihren Spontaneinfällen die Funken sprühen lässt oder auch tief ins Tal der Melancholie eintaucht.