Unsinn gibt es in der Literatur vermutlich seit man denken kann. Was sinnvoll ist, ist begrenzt: es ist Regeln unterworfen und endlich. Der Unsinn entzieht sich solchen Fesseln. Er ist ein Spiel, selbst wenn er sich Spielregeln auferlegt. Wir genießen es, der Tyrannei des Normalen, Realen und Vernünftigen zu entrinnen. Die romantische Poetik liebte den Unsinn. Ludwig Tieck sehnte sich nach einem „Buch ohne Zusammenhang, voll widersprechendem Unsinn“. Schon das Mittelalter kultivierte eine „Dichtung der Unmöglichkeiten“, des konsequenten Widersinns und der Lautgedichte, die jeden Wortsinn hinter sich gelassen haben. Dann gibt es das weite Gebiet, in dem Sinn und Unsinn durcheinandergeraten. Man muss die Realität ja nicht ausschließen, man kann sie auch verändern, ihr widersprechen und sie bloßstellen. Die Texte, die ich lese, stammen hauptsächlich aus der deutschen und russischen Literatur. Ich glaube, dass Ligetis grandiose Etüden, von Fabian Müller gespielt, sie wunderbar ergänzen werden.

Alfred Brendel